Jeder der mich persönlich kennt weiß, dass ich von
Online-Spielen, vor allem im PvP nicht gerade viel halte. Bis auf den F2P-Hit
Warframe konnte mich bislang kein Titel langfristig begeistern. GTA Online? Ja
ganz netter Zeitvertreib. Battlefield? Nicht mein Fall. Call of Duty? Danke
nein. Doch bereits in der Beta hatte ich mit Blizzards Hero-Shooter so viel
Spaß, dass ein Kauf des Spiels fast ausgeschlossen erschien. Doch was macht den
Titel so besonders? Warum lockt er selbst einen PvP-Verweigerer wie mich hinter
dem Kamin hervor? Und wäre das Spiel auch etwas für dich?
Overwatch. Eine Gruppe Helden, die sich der Sicherheit der
Erde und ihrer Bevölkerung verschrieben hat. Nach heftigen Problemen und
tragischen Ereignissen, die im Spiel selbst nicht näher angeführt werden,
zerfällt die Organisation jedoch. Jahre später werden die Helden erneut in den
Kampf gerufen.
Das Spiel selbst sieht auf den ersten Blick aus wie ein MOBA
aus der Ego-Perspektive. Ähnlich wie Battleborn. Damit täuscht der Ersteindruck
jedoch gewaltig. Blizzards neuestes Werk entpuppt sich als fantasievoller
Bruder des Klassikers Team Fortress 2. Zu Beginn jeder Runde wählt man einen
der inzwischen 22 Helden. Diese unterscheiden sich nicht nur optisch stark
voneinander. Auch spielerisch wird die ungewöhnliche Auswahl an Helden Spieler
bekannter Shooter Titel erst einmal verwirren. Denn diese ist ganz klar an
besagten MOBAs angelehnt. Eingeteilt in Offensiv, Defensiv, Tank und Support,
ist das Zusammenspiel der Klassen spielentscheidend. Wir hätten hier etwa den
recht klassisch wirkenden Soldier 76. Dieser wird mit seinem Impulsgewehr und
der Sprintfunktion Shooter-Spielern am angenehmsten als Einstieg dienen.
Doch die Riege der Helden (und auch Schurken) gestaltet sich
viel kreativer. Da hätten wir den Cyber-Ninja Genji, die fliegende
Raketenschützin Phara, Klimaforscherin Mei mit ihrem Kryostrahler, den
Roboter-Mönch Zenyatta, die schweizer Ärztin Mercy, und, und, und. Die breite
Auswahl an einzigartigen Charakteren ist eine der großen Stärken des Titels und
ein Grund warum ich das Spiel so gerne zocke. Denn hinter den Charakterklassen,
steckt viel mehr. Etwas, das sie von bekannten Online-Shootern abhebt: echte
Persönlichkeiten. Denn obwohl im Spiel auf einen Storymodus verzichtet wurde,
steckt hinter dem spaßigen Kämpfen eine weitreichende Geschichte. Oft bekommt
man diese Story auch während den Schlachten mit. Charaktere sprechen etwa vor Beginn
des Matches miteinander. So bringt etwa Phara ihre Freude darüber zum Ausdruck
mit ihrer Mutter Ana in die Schlacht ziehen zu dürfen, wenn zwei Spieler diese
Charaktere gewählt haben. Von diesen Konversationen gibt es unzählige. Viele
kleine Besonderheiten wird man erst nach zig Stunden bemerken. Genau wie die
zahlreichen Easter Eggs. Blizzard versteht einfach, wie man ein interessantes
Universum erschafft.
Doch kehren wir zum Gameplay zurück. Die Kämpfe finden 6 vs
6 statt und spielen sich auf zahlreichen toll gestalteten Karten ab. Einziges
Manko sind derzeit noch die etwas eintönigen Spielmodi. Hier muss Blizzard sich
noch etwas einfallen lassen! Ansonsten machen die Capture und Eskort-Missionen
sowohl auf Angreifer, als auch auf Verteidiger Seite einen riesen Spaß.
Ebenfalls besonders loben möchte ich den Sound. Die Musik
ist motivierend und immer auf den Punkt. Ganz besonders gut gefällt mir die
deutsche Lokalisierung. Blizzard hat für seine Helden fast durchgängig bekannte
Sprecher engagiert, die zudem hervorragende Arbeit leisten. Im englischen
Original greift man hingegen oftmals auf Vertreter der jeweiligen Nationalität
der Helden zurück. Das wirkt insgesamt authentischer, soll die Leistung der
deutschen Sprecher allerdings nicht schmälern. Das Spiel ist keine
Grafikgranate und das braucht es auch nicht. Die Optik wirkt wie aus einem Guss
und die Welt erstrahlt in kräftigen Farben. Wer Wert auf Realismus legt hat
sowieso die Grundprämisse des Spiels verschlafen.
Die Server laufen stabil, das Spielgeschehen geht immer
flüssig von der Hand und binnen weniger Minuten wird man in die Matches
regelrecht hineingesaugt. Die Spiele sind kurz, knackig und ohne lange
Wartezeiten. Zudem bietet Blizzard sämtliche Updates mit neuen Helden, Maps und
Spielmodi kostenlos! Lediglich die bei jedem Levelanstieg erhaltenen Lootboxen
kann man sich für Echtgeld kaufen. Daumen hoch!
Kurz zur Story: Die Geschichte des Overwatch Universums wird
im Spiel selbst nicht behandelt. Stattdessen versorgt Blizzard die Fans ständig
mit Comics, Hintergrundinformationen und Kurzfilmen um den Plot zu erklären.
Die bisherigen „Animated Short Movies“ („Hero“, „Alive“, „Dragons“, „Recall“)
setzen dabei Maßstäbe und schlagen mit ihrer kurzen Laufzeit von jeweils unter
zehn Minuten mit Leichtigkeit so manchen abendfüllenden Animationsfilm.
Fazit: Overwatch ist ohne Frage das meiner Meinung nach
spaßigste Online-PvP-Spiel seit Jahren. Noch nie hat mich kompetitives Spielen
gereizt, doch mit den sympathischen Helden, dem perfekt auf Teamplay
abgestimmten Gameplay und der sauberen Technik steckt der Titel zumindest für
mich jedes noch so große Battlefield locker in die Tasche. Es macht einfach
riesigen Spaß schnell in ein Match zu steigen und binnen fünf bis zehn Minuten
ein hervorragendes Spiel zu erleben. Blizzard hat mit Overwatch kurz gesagt
genau das getan, was Nintendo mit Smash geschafft hat: ein Spiel das leicht zu
lernen, aber schwer zu meistern ist.
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