Dienstag, 9. April 2013

Ni No Kuni: Der Fluch der weißen Königin (PS3)

Ich freue mich über eure Kommentare :)


 

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Das Schicksal nimmt seinen Lauf

Die Geschichte beginnt mit dem kleinen Oliver. Er ist ein ganz normaler Junge und wohnt zusammen mit seiner Mutter Ally im verschlafenen Motorville. Sein liebstes Hobby ist es, zusammen mit seinem besten Kumpel Phil Autos zu bauen und an jenem schicksalhaften Tag, sollte ihre neue Karosse endlich fertiggestellt werden.

Spät nachts schleichst sich Oliver aus dem Haus und besucht seinen Freund in dessen Werkstatt. Voller Enthusiasmus präsentiert dieser ihm sein Meisterwerk. Olivers Augen leuchten förmlich, als er das Geschoss sieht und er kann es kaum erwarten damit eine Spritztour zu wagen. Zuvor muss er jedoch nachsehen ob die Luft rein ist. Also geht er zur Straße und lugt um die Ecke. Niemand zu sehen. Doch gerade, als er wieder zurück laufen will, ertönt plötzlich eine Mädchenstimme und vor dem verwirrten Oliver steht ein Mädchen mit grünen Haaren. Sie warnt ihn vor etwas, kann aber nicht aussprechen, denn als Phil auf einmal nach Oliver sieht, ist das Mädel verschwunden. Die zwei Abenteurer denken sich nicht viel dabei und gemeinsam rollen sie ihr Gefährt auf eine Landstraße außerhalb der Stadt.

Oliver hat die Ehre und nachdem er seinen Helm aufgesetzt hat, startet er den Motor. Das Gefährt schnurrt und er tritt ins Gas. Ein Windhauch fährt ihm durchs Gesicht und Oliver wird immer schneller. Doch plötzlich gerät alles aus den Fugen. Eine Schraube lockert sich und Oliver rast auf den Fluss zu. Selbst Phil kann ihm nicht mehr zur Hilfe kommen. Gerade noch rechtzeitig erscheint Olivers Mama. Sie ist entsetzt und springt beherzt in das kalte Wasser. Schnell greift sie nach ihrem Sohn und zerrt ihn ans nahe Ufer. Alles noch einmal gut gegangen. Inzwischen sind einige Stadtbewohner erschienen und alle sind erleichtert. Doch plötzlich bricht Ally auf offener Straße zusammen. Die Welt um sie wird dunkel und die Stimme ihres Olivers immer leiser.

Ein paar Stunden später sitzt der Junge an ihrem Bett. Ihr Herz scheint sehr schwach zu sein und die Frau fühlt sich kraft los. Mit ihrer letzten Stärke schenkt sie ihrem Sohn ein Lächeln und stirbt. Olivers Welt bricht zusammen und tagelang sitzt er weinend in seinem Zimmer. Er gibt sich die Schuld für Allys Tod und nichts vermag seine Trauer zu lindern.

Doch gerade als jegliche Hoffnung verloren scheint, erwacht Olivers Stofftier durch seine Tränen zum Leben. Eine kleine rundliche Figur mit merkwürdigem Sprechstil und einer Laterne an der Nase steht plötzlich vor ihm und meckert erst einmal richtig rum. Dann stellt er sich als Tröpfchen, den großen Großfürst der Feen vor und die Gesichte die er Oliver erzählt klingt ebenso unglaublich wie fantastisch. Er stammt nämlich aus einer anderen Welt und vielleicht gibt es eine Möglichkeit Olivers Mutter zu retten.




Aller Anfang ist schwer

Nach Tröpfchens langer Erzählung steht Olivers Entschluss fest. Er will. Nein er muss in diese andere Welt und alles daran setzten seine Mutter zu retten. Doch ein Problem hat er noch. Wie soll er bloß in die andere Welt gelangen? Kein Problem für Tröpfchen. Er erzählt ihm von einem mächtigen Zauber namens Portal. Doch keine Reise ohne Zauberstab. Nach kurzer Suche begegnet Oliver erneut dem grünhaarigen Mädchen und später findet er an genau dieser Stelle einen seltsamen Ast. Tatsächlich funktioniert dieser als Zauberstab und der Weg in eine neue Welt scheint geöffnet.

Voller Ehrfurcht schreibt Oliver die Rune in den Himmel und ein helles Licht umhüllt ihn und den Großfürsten. Sekunden später erwachen sie an einem fremden Ort. Da stürmen auf einmal merkwürdige Kreaturen auf sie zu und nur knapp entgehen sie einem Zusammenstoß. Nachdem Oliver seine Gedanken wieder gesammelt hat, schreitet er auf einen Hügel und überblickt eine saftig grüne und fantastische Landschaft. In der Ferne scheint die Silhouette einer unbekannten Stadt und große Wälder und mächtige Bergketten erstrecken sich über die Welt. Nun begreift der Zauberlehrling, dass er tatsächlich in einer anderen Welt ist. In der Ni No Kuni.



Kämpfe mit dem Herzen

Und schon befindet man sich mitten im Geschehen. Wie zu den Glanzzeiten der JRPGs schreitet man in einer gigantischen Weltkarte zu neuen Abenteuern. Zu Fuß, mit einem Schiff oder sogar mit einem Drachen bereist man die namenlose Welt. Doch zu Beginn des Spiels muss man sich erst einmal mit seinen zwei Beinen begnügen. Über die wunderschöne Oberkarte gelangt man nach kurzer Zeit ins nahegelegene Katzbuckel. Doch auf dem Weg lauern bereits die ersten Gefahren. Wilde Kreaturen streifen ständig durch die Lande. Wenn sie Oliver bemerken, stürmen sie auf ihn zu und lösen einen Kampf aus. Das Spiel schaltet in einen separaten Kampfbildschirm. Das Kampfsystem erweist sich al eine Mischung aus traditionellem JRPG-Rundenkampf mit Echtzeit Elementen á la Dragon Age. Zuerst muss Oliver noch selbst Hand an die Biester anlegen. Doch schon bald erhält er seinen ersten Vertrauten. Und im Laufe des Spiels stoßen weitere Kreaturen und sogar menschliche Mitstreiter hinzu. Während man in einem kleinen Menü die Befehle aussucht, schreitet das Geschehen in Echtzeit voran. Ähnlich wie beim ATB-System der Final Fantasy Serie. Doch anders als beim Traditionsspiel kann man das Geschehen jederzeit pausieren um etwa andere Feinde anzuvisieren. Während dieser ganzen Zeit kann man sich mit dem linken Analog-Stick frei über das Kampfareal begeben und so taktische Vorteile zu erringen. Dabei sollte man aber seine Gesundheit im Auge behalten. Denn sämtliche, bis zu drei Vertraute auf einmal, teilen sich die Lebens- und Manaanzeige mit ihren Herrchen. Fällt also Olivers schwertschwingender Wicht im Kampf, war‘s das auch für den Nachwuchszauberer.

Nach dem Kampf gibt’s Erfahrungspunkte und Items. Genau wie Oliver und seine Kumpanen, steigen auch die Vertrauten ständig im Level auf. Die verbessert automatisch ihre Werte und erlaubt ihnen den Einsatz neuer, noch mächtigerer Angriffe. Zusätzlich kann man die Werte seiner Schützlinge mit sogenannten Leckereien verbessern. Manche steigern sogar den Vertrautheitswert und erlauben den Einsatz mehrerer Attacken im Kampf. Hat einer unserer Recken einen bestimmten Level erreicht, kann er durch besondere Leckereien einen Evolutionssprung vollführen. Ähnlich wie in Pokemon kann sich nämlich jede Kreatur bis zu zwei Mal entwickeln. Hierfür benötigt man die „Tropfen“, welche zu den Zeichen des Vertrauten passen. Insgesamt gibt es 4 Formen. Sonne, Stern, Mond und Planet. Alle auch als Doppelform. Diese Zeichen sind wichtig für den Kampf und zusätzlich durch den Elementvorteil (Feuer gut gegen Eis, Wasser gut gegen Feuer, …), eröffnen sich dadurch weitere Möglichkeiten. So ist eine Kreatur mit dem Zeichen der Sonne etwa einer mit Mondsymbol überlegen, während er gegenüber einer Stern-Kreatur den Kürzeren zieht. Diese Vorteile erweisen sich vor allem im späteren Spielverlauf als essentiell.



Eine unbekannte Welt

Schon nach kurzer Zeit kommt Oliver in der Stadt Katzbuckel an und schnell zeigt sich, dass diese Welt noch viel mehr Unterschiede aufweist, als zunächst gedacht. Neben all der Magie und den Kreaturen gibt es auch andere Völker, wie Katzenmenschen und alle fürchten sie einen Feind. Den dunklen Dschinn. Jener, der die Herzen der Bevölkerung bricht und für Unheil sorgt. Sein Name. Shadar. Bald schon, erkennt Oliver, dass es seine ultimative Aufgabe sein wird den bösen Dschinn zu besiegen und die Herzen der Menschen zu heilen. Dafür benutzt er eine spezielle Phiole. Hat er erst einmal erkannt, welcher Teil des Herzen bei einer Person gebrochen ist, kann er jemanden finden, der diesen Teil in üppiger Menge besitzt. Ist jemand faul und antriebslos, hilft ihm wahrscheinlich eine Portion Enthusiasmus. Ist er hingegen von Hass zerfressen, hilf ein Quäntchen Liebe. Und damit wäre ich auch schon beim Zentralen Thema des Spiels. Emotionen. Dieser Leitfaden zieht sich durch die gesamte Spielzeit und immer wieder werden damit Rätsel und Aufgaben gestrickt. Manchmal muss Oliver sogar in seine eigene Welt zurückkehren um heraus zu finden, was mit einer bestimmten Person nicht stimmt. Denn wie er von Tröpfchen weiß, hat jeder hier in der anderen Welt einen Seelenverwandten auf der anderen Seite. Weiß man also mal nicht weiter: Einfach nach Motorville zurück und jemanden suchen, der besagter Person ähnelt.

Doch es gibt noch viel mehr zu erleben. Neben all den Aufgaben rund um die Rettung der Welt und dem Vertreiben des dunklen Dschinns, bietet Ni No Kuni unzählige Nebenaufgaben. Viele Rätsel und sogar Geschichtlichkeitseinlagen. An einer Stelle muss man zum Beispiel zwei Personen mit jeweils einem Analogstick über einen schmalen Pfad dirigieren. An einer anderen Stelle benutzt Oliver den Zauber Drahtzieher, um Statuen auf ihren richtigen Platz zu stellen.

Apropos Zauber. Zu Beginn des Spiels steht dem Zauberlehrling nur Portal zur Verfügung.Doch es gibt natürlich noch mehr. Sämtliche Sprüche sind in seinem magischen Begleiter gelistet. Ein dicker Wälzer, der als Wegführer und Wissenslexikon dient. Leider sind die meisten der Seiten im Begleiter verloren gegangen und es wird Olivers Aufgabe die fehlenden Seiten wieder zu erlangen. Man erhält neue Sprüche so gut wie überall. Manche bekommt man im Storyverlauf, andere während einer Nebenaufgabe. Und die Zauber könnten unterschiedlicher gar nicht sein. Viele sind für den Kampf gedacht und entfachen Feuer oder Eis. Andere können auf außerhalb des Gefechts genutzt werden um Licht zu machen, sich vor Feinden zu tarnen oder sogar mit Tieren oder Geistern zu sprechen. Klingt nach Skryim? Nicht ganz. Im Vergleich zum RPG-Epos von Bethesda ist man mit seinen Zaubern wesentlich eingeschränkter. Dies sört aber meistens nicht, da man Magisches Licht zB nur an finsteren Orten und nicht etwa unter der hellen Sonne benutzen kann.

Doch im magischen Begleiter steckt noch viel mehr. Er ist eine Art In-Game Komplettlösung mit Informationen zur Hintergrundgeschichte, Weltkarte, Objektfundorten, Kreaturenverzeichnis und Alchemieformeln. Hinzu kommen noch viele Illustrationen und fantastische Kurzgeschichten. Und noch etwas. Manche Quests verlangen den Einsatz des Buches. Hin und wieder fragen uns Personen nach bestimmten Wörtern oder Dingen, die wir nur durch den Einsatz des Buches wissen können. Also blättert Oliver durch die Seiten und sucht nach der Lösung. Toll gemacht!

Neben dem dicken Wälzer gibt’s aber noch mehr. Im Tagebuch lesen wir vergangene Ereignisse nach oder erkundigen uns nach aktuellen Aufgaben oder Monsterjagden. Der sprechende Stein gibt hilfreiche Tipps, Informationen zu Kreaturen oder Fortschrittsberichte und im Kessel braut Oliver sich Tränke, Leckereien oder formt sogar Waffen und Ausrüstung. Man sieht also. Ni No Kuni bietet eine Menge Beschäftigungen um voll und ganz in eine andere Welt ein zu tauchen.



Ein spielbarer Anime

Schon immer war ich ein riesiger Fan vom fantastischen Look der Naruto Ultimate Ninja Storm-Serie. Und Ni No Kuni sieht mindestens genau so genial aus. Wenn nicht sogar besser. Das Charakterdesign von Studio Ghibli ist wirklich fantastisch. Alles wirkt wie aus einem Miyazaki Film und die liebevollen Figuren erwachen dank der tollen Technik richtig zum Leben. Auch die Umgebung sieht, trotz einiger verwaschener Texturen, einfach fantastisch aus und wenn man die Minikarte am oberen Bildschirmrand ausstellt, kommt man sich fast wie in einem Film vor. Hinzu kommen die grandiosen Effekte. Eins sollte klar sein: Olivers Abenteuer ist ein Effektfeuerwerk wie etwas Final Fantasy. Doch die bodenständige Art, ist herrlich umgesetzt und zB. die Angriffe sehen einfach toll aus. Genau wie die Animationen der Charaktere.

Neben all dem Lob für die Technik gibt’s ein fast noch größeres Lob für den Sound. Die Musikstücke von dramatisch und ruhig, über episch und bombastisch wurden von Joe Hisaishi komponiert, der schon für die Untermalung vieler bekannter Ghibli Filme verantwortlich zeichnete. Die Melodien sind sehr eingängig und bereits nach kürzester Zeit ertappte ich mich imemr wieder, wie ich einzelne Stücke vor mich hin summte. Und auch neben der großartigen Musik glänzt der Titel durch eine fantastische Sprachausgabe. Egal ob in Englisch oder Japanisch. Die Sprecher passen stets hervorragend und leisten eine tolle Arbeit.



Ein episches Abenteuer

Ni No Kuni ist lang. Für viele Spieler, die Call of Duty oder allgemein die meisten aktuellen Action-Titel gewohnt sind, vielleicht zu lang. Anders als in den mesiten Spielen, lässt sich Ni No Kuni Zeit. Sowohl beim Gameplay, als auch bei der Story. Viele Fähigkeiten oder Optionen werden erst nach und nach freigeschaltet und so verbringt man schonmal 15 Stunden, bevor man alles machen kann. Doch das stört nicht. Im Gegenteil zu Final Fantasy XIII, das ebenfalls eine lange Einführung hat, wirkt das Erlebte nicht wie ein Tutorial. Man freut sich, wenn eine neue Möglichkeit oder ein neues Feature hinzugefügt wird und eigentlich bin ich froh, dass ich nicht mit der puren Menge an Gadget gleich zu Beginn erschlagen wurde. Und auch die Geschichte, die zuerst rasant beginnt, zieht sich anschließend für viele Stunden eher gemächlich dahin. Oft muss man auch einfach Aufleveln oder man steckt im Bann einer Nebenaufgabe. Doch dafür zieht die Geschichte im letzten Drittel gewaltig an. Eine Wendung folgt auf die nächste und obwohl ich dachte das Spiel nach etwa 25 Stunden durchschaut zu haben, staunte ich nicht schlecht bei der einen oder anderen Offenbarung. Und so ist man je nach Spielstil und Erfahrung, schon mal 40 bis 50 Stunden nur mit der Hauptstory beschäftigt. Wer aber wirklich alles sehen will und jede der über 100 Nebenmissionen erledigen will, kann locker nochmal 20 Stunden drauf packen.




Fazit: Hach. Ein Fazit, das nur ansatzweise das ausdrückt, was ich für dieses Meisterwerk empfinde ist schwer zu schreiben. Von der Ankündigung an, erwartete ich ein tolles JRPG mit einer packenden Geschichte und alten Japano-Tugenden. Doch meine Erwartungen wurden weit übertroffen. Ni No Kuni glänzt mit einer herzerwärmenden Geschichte und gewaltigem Tiefgang, wie man ihn von Ghibli gewohnt ist. Hinzu kommt eine grandiose Technik und perfekte Spielbarkeit. Es erfüllt alle Anforderungen an ein JRPG und bietet sogar noch mehr. Die Geschichte um den kleinen Oliver ist die Geschichte vom Erwachsenwerden und dem Wandel vom Kind zum Helden. Es steckt eine gewaltige Portion Liebe in dieser Zusammenarbeit von Level-5 und Studio Ghibli und binnen kürzester Zeit schafft es das Spiel einen in den Bann zu ziehen.

Für Fans der Filme von Studio Ghibli (Chihiros Reise ins Zauberland, das Wandelnde Schloss, die letzten Glühwürmchen, …) spreche ich eine absolute Empfehlung aus. Auch wenn man nicht mit dem Genre vertraut ist, sollte man den Kauf wagen. Für Fans traditioneller JRPGs ist dieser Titel sowieso ein Muss und ein absoluter Kaufgrund einer Playstation 3.

Für mich persönlich ist Ni No Kuni: der Fluch der weißen Königin ein absolutes Meisterwerk mit keinen nennenswerten Mängeln. Das Spiel nimmt all die alten JRPG Tugenden und wirft sie in ein modernes Gewand. Somit bietet es endlich das, was ich seit Final Fantasy IX (und auch FF X) so vermisst habe und tritt in die Fußstapfen der einst so fantastischen Final Fantasy-Serie. Zurück bleibt das beste JRPG dieser Konsolengeneration und eines der schönsten Spiele aller Zeiten!!



Danke liebe Entwickler. Genau deshalb liebe ich Videospiele. In diesem Sinne: Noch viel Spaß in der anderen Welt und viel Erfolg beim Zaubern!
-euer Genesis