Dienstag, 27. Juni 2017

Westworld (TV Serie)






Ich liebe Game of Thrones und ich liebe Christopher Nolan’s Filme. Jetzt versucht sich HBO zusammen mit dessen Bruder an einem anderen Genre: der Science-Fiction. Dabei ist das Ganze noch als atmosphärischer Western aufgezogen. Hitpotential an allen Enden!


HBO’s Serienfassung basiert auf dem gleichnamigen Film von 1973 und wirft seine Zuschauer in eine nicht so weit entfernt zu liegende Zukunft. Dort hat der Visionär Dr. Robert Ford einen gigantischen Park erschaffen, in dem lebensechte Androiden den Alltag im fiktiven Wilden Westen simulieren. Die reichsten der Reichen gönnen sich dort einen Urlaub und erleben quasi die perfekte virtuelle Realität. Mit Heldentaten, Westernfeeling, aber auch Alkohol, Sex und Gewalt lockt der Park immer mehr Gäste an. Die sogenannten Hosts durchlaufen immer wieder ihre Routinen nach Programmierung, bis ein neues Update Abweichungen verursacht und einige von ihnen damit beginnen wirre Erinnerungen zu haben. Diese Erinnerungen sind es schlussendlich auch, die den Zuschauer ebenso in die Irre führen, wie auch die Hosts selbst.

Westworld schafft es packende Geschichten auf verschiedensten Ebenen zu erzählen. Da wäre einerseits der äußerst atmosphärische wilde Westen, welcher mit authentischer Musik, glaubhaften Geschichten und atemberaubenden Aufnahmen jedem Western Fan schmeicheln. Daneben hätten wir jedoch auch die Welt hinter dieser Fassade. Die der Programmierer, Designer und Autoren. Man bekommt Einblicke in den Arbeitsablauf dieses fiktiven Arbeitsplatzes und es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie diese beiden Welten zusammenhängen. Auch die Geschichten der einzelnen Charaktere beider Welten sind grandios geschrieben und voller Twists und unvorhersehbaren Wendungen. Zu guter Letzt ist Westworld aber auch eine kritische Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz und deren Einflüsse, als auch Rechte. Eine Geschichte über Menschlichkeit und Bewusstsein, die man so selten gesehen hat.

Wie Game of Thrones punktet auch Westworld mit ähnlichen Stärken. Die Sets und Außenaufnahmen sind teilweise mehr als beeindruckend und die Schauspieler erneut eine Klasse für sich. Besonders Sir Anthony Hopkins (Das Schweigen der Lämmer) als Dr. Ford und Ed Harris (Die Truman Show) als mysteriöser Spieler, schaffen es immer wieder mit den Erwartungshaltungen des Zuschauers zu spielen und einem teilweise die Gänsehaut über den Rücken zu jagen. So hinterlässt Westworld, genau wie Game of Thrones, seine Zuschauer oft überwältigt und sprachlos. Dies liegt nicht zuletzt auch am brillanten Soundtrack von Ramin Djawadi, welcher auch bei Game of Thrones seine Finger im Spiel hatte (Light of The Seven).


Fazit: Was kann ich abschließend zu HBOs neuestem Streich sagen? Eigentlich nur, dass die erste Staffel ein grandioser Auftakt ist, zu einer Serie, die vielleicht in die Fußstapfen von Game of Thrones treten kann. Audiovisuell meisterhaft, unterhält die Serie auf höchsten Niveau und mit raffinierten erzählerischen Mitteln. Westworld ist ein moderner Diskurs über das, was uns zum Menschen macht und gehört zum Besten, das die TV-Geschichte je hervorgebracht hat, schon jetzt.

Montag, 5. Juni 2017

Sieben Minuten nach Mitternacht






In tiefer Schwärze eingehüllt, verliert Conor das Gleichgewicht. Der Boden scheint unter seinen Füßen wegzubrechen und just in diesem Moment erwacht er schweißgebadet aus dem Albtraum. Es ist derselbe Traum, den er schon dutzende Male erlebt hat. Doch in dieser Nacht bekommt er Besuch von einem Monster. Die gewaltige Eibe am Hügel vor Conor’s Fenster erwacht sieben Minuten nach Mitternacht zum Leben und verschlingt ihm mit Haut und Haar. Wieder erwacht der Junge in seinem Zimmer. Erneut ein Traum? Dies sollte nicht die letzte Begegnung mit dem Monster sein. Immer wieder bekommt er Besuch von ihm. Das Monster beginnt ihm drei Geschichten zu erzählen. Über Verrat, Lüge und die Wahrheit. Am Ende dieser Geschichten, steht die vierte, in der Conor seine eigene Wahrheit offenbaren soll.

Sieben Minuten nach Mitternacht erzählt die Geschichte des Mittelschülers Conor. Sein Leben ist mehr als schwierig: Seine Mutter ist ständig krank, die Großmutter bevormundet ihn und in der Schule wird er lediglich von den Stärkeren beachtet und verprügelt. Er flüchtet sich in die Einsamkeit und sein stummer Ruf schien das Monster beschworen zu haben. Mit wunderschönen, in abstraktem Schwarzen gehaltenen, Bildern illustriert, erzählt das Buch in kurzen Kapiteln von der schwersten Zeit in Conor’s jungem Leben. Eine Geschichte, die seine Leser auf tragische Weise berührt, sie in fantastische und doch so lebensnahe Geschichten entführt und Trost spendet.


Zum Film:



Auch der Film hält sich größtenteils an die grandiose Vorlage, und fängt die Atmosphäre des Buches gekonnt ein. Besonders gut inszeniert sind die Geschichten des Monsters, welche durch wunderschöne und teils skurrile Animationen illustriert werden. Es wurden jedoch einige Details verändert, wobei weggelassen hier das treffendere Wort wäre. So fehlt Conor’s einzige echte Freundin Lily komplett. Dafür belohnt der Film seine Zuschauer mit einem erweiterten Ende, das weitere Interpretationsspielräume zulässt.

Insgesamt ist auch der Film äußerst gelungen und gerade audiovisuell gut gestaltet. Die Charaktere sind stets glaubwürdig und besonders das Baummonster wurde charmant portraitiert. Ein emotionaler Streifen, der zwar nicht ganz dessen Genialität erreicht, aber durchaus an den Klassiker „Pan’s Labyrinth“ erinnert.