Es war ein Tag wie jeder andere, als der Mann ein gerade
noch seetüchtiges Boot am Strand seiner kleinen Insel entdeckt. Darin findet er
ein Neugeborenes, ein kleines Mädchen. Er nimmt sie bei sich auf, gibt ihr den
Namen Crow, und zieht sie fortan groß. Zwölf Jahre später beginnt das junge
Mädchen ihre eigene Vergangenheit zu ergründen.
Die Geschichte nimmt seine Leser mit in die erste Hälfte des
20. Jahrhunderts. Crow ist inzwischen 12 Jahre alt und lebt gemeinsam mit Osh,
der sie vieles lehrte, auf einer kleinen Insel, die Teil der Elisabeth Inseln
ist, welche vor der Westküste Nordamerikas gelegen sind. Ihr Leben ist einfach
und zweckmäßig, gleichzeitig jedoch voller Ruhe und Geborgenheit. Osh ist ein
Aussteiger und spricht nicht über seine Vergangenheit, lediglich Miss Maggie,
die eine Insel weiter eine Art Hof betreibt, scheint mehr über ihn zu wissen.
Auf den größeren der Elisabeth Inseln, die die beiden immer wieder besuchen, um
Waren einzukaufen, wird Crow von den meisten Menschen gemieden. Lange weiß sie
nicht, woran das liegt, doch bald erkennt sie, dass sie Angst haben. Angst, sie
könnte von Penikese Island kommen, wo vor einigen Jahren noch eine ganze
Leprakolonie existierte. Obwohl das Mädchen vollkommen mit ihrem einfachen
Leben zufrieden scheint, sehnt sie sich danach, zu erfahren, woher sie wirklich
kommt. Sie beginnt damit, ihre Vergangenheit zu erforschen und ergründet dabei die
tragische Geschichte der Leprakranken von Penikese. Unwissend stößt sie jedoch
auf Geheimnisse, die sie und ihre Liebsten in Gefahr bringen. Es beginnt eine emotionale
Geschichte über den wahren Wert von Familie, die auch einiges an Spannung
bereithält und einige Male durchaus überraschen kann.
Lauren Wolks Jugendroman glänzt besonders durch die glaubhaft
dargestellten Charaktere und deren nachvollziehbare Beziehungen und Handlungen.
Er erzählt eine ruhige und gleichzeitig spannende Coming-of-Age Geschichte in
einem Setting, das oftmals an Robinson Crusoe erinnert. Die alltäglichen
Arbeiten und Erlebnisse von Crow zeigen eine einfachere, rauere Welt, die
ebenso interessant, wie beruhigend wirkt. Die spannende und teils auch
mysteriöse Handlung, die etwa ab der Hälfte des Buches einsetzt, setzt hierzu
einen großartigen Kontrast, welcher die Geschichte insgesamt sehr abwechslungsreich
und dynamisch erscheinen lässt. Lauren Wolks Schreibstil ist dabei einfach und leicht verständlich,
durch seine Schnörkellosigkeit jedoch umso direkter und greifbarer. Dennoch
verwendet sie immer wieder schöne Umschreibungen und Metaphern, die die
Atmosphäre des Buches hervorragend unterstützen und ihm eine schöne Symbolik verleihen.
Insgesamt ist „Eine Insel zwischen Himmel und Meer“ ein
grandioses Buch über das Finden des eigenen Ichs und den Wert der Familie, das
sowohl junge, als auch ältere Leser, durch seine toll portraitierten
Charaktere, begeistern kann. Definitiv eine große Empfehlung meinerseits!