Mir hat ja bereits der Vorgänger ziemlich gut gefallen. Mit
seinem dynamischen Gameplay und vor allem den krankhaft guten Charakteren hat
sich der Shooter angenehm gegenüber seiner Genrekollegen abgrenzen können. In
Far Cry 4 verschlug es mich von der Tropeninsel ins Himalaya Gebirge. Doch erst
überwiegte bei mir die Skepsis.
Auf Anfang. Bereits bei der ersten Ankündigung vom vierten
Teil der Far Cry Reihe hatte ich meine Bedenken. Denn alles in allem sah das
Spiel bis auf die tolle Grafik und einer anderen Umgebung ziemlich gleich aus. Eine
offene Welt mit Massen an Sammelkram, ein unterdrücktes Volk und ein vollkommen
kranker Antagonist, der sicherlich nicht nur mich an Vaas erinnert hat. Doch
zum Glück kam zwar nicht alles, aber vieles anders.
Ajay Ghale will dem letzten Wunsch seiner verstorbenen
Mutter entsprechend, deren Asche in ihr Heimatland Kyrat bringen. Doch bereits
bei der Einreise gibt es Schwierigkeiten. Bei der Passkontrolle beginnen die
örtlichen Truppen auf die Insassen des Busses zu schießen und Ajay schafft es
gerade noch so zu überleben. Zum Glück erscheint der in Pink gekleidete Pagan
Min und beendet die Aktion seiner Leute. Recht rabiat sei hier vielleicht noch
angemerkt. Der eben genannte Pagan Min ist nämlich der Herrscher des Landes.
Als Ausländer hat er sich vor vielen Jahren den Thron erobert und steht nun an
der Spitze des kleinen Landes. Er erklärt Ajay, dass das alles nur ein
Missgeschick wäre und dass er dessen Mutter sogar persönlich kannte. Noch vom
Schock übermannt wird der ahnungslose Ajay zum Essen in den Palast des
Diktators eingeladen. Es gibt feinstes Krabbenrangun. Doch als der Diktator
sich kurz entschuldigt und man endlich selbst spielen darf, findet man im
Palast so einige Dinge die man lieber nicht gesehen hätte. Natürlich hat man es
schon geahnt, aber nun hat man die Bestätigung: Pagan Min ist ein skrupelloser
Despot. Während Ajay durch die Gänge schleicht, gibt sich plötzlich ein
Anhänger der Rebellentruppe „Goldener Pfad“ zu erkennen. Sabal will Ajay, der
angeblich der Sohn des legendären Freiheitskämpfers Mohan Ghale ist, retten und
ihn selbst zum Krieger für sein Volk machen. Na das kann ja mal heiter werden.
So verstrickt man sich schnell in die Konflikte zwischen Pagans
Diktatur und den Rebellen. Doch auch innerhalb des goldenen Pfades gibt es
Konflikte. Während Sabal die Tradition ehrt und sein Volk zurück in die Zeiten
vergangener Tage führen will, sieht Amita Kyrats Zukunft in modernen Geschäften
und schreckt auch nicht vor Drogenhandel zurück. Spielerisch setzt der Titel da
an, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Insgesamt spielt Far Cry 4 sich recht
identisch zum Prequel. Die Entwickler haben allerdings alles noch dynamischer
und eingängiger gemacht. Noch immer liegt der Kern des Gameplays in einer
Kombination aus Schleichen, und Schießen. Dabei kann jeder Spieler für sich
entscheiden wie er lieber vorgeht. Entweder brachial mit dem Sturmgewehr, oder
leise und tödlich mit Bogen und Messer. Auch die Jagd nach Rohstoffen spielt
erneut eine zentrale Rolle und der Fuhrpark wurde um einige Gefährte erweitert.
Grafisch kann sich der Titel auf jeden Fall sehen lassen.
Gerade die Lichteffekte machen Kyrat zu einer der schönsten Landschaften des
Genres. Was mich jedoch etwas gestört hat, sind die grafisch etwas
zurückgebliebenen Charaktermodelle der NPCs. Auch die Animationen wirken hier
etwas stacksig und lieblos. Kyrat selbst ist insgesamt ziemlich groß
ausgefallen und wird mit der typischen Ubi-Formel gefüllt. Soll heißen: mehr
oder weniger interessante Orte mit jeder Menge Sammelkram. Dank des spaßigen
Gameplays und unzähligen Fähigkeiten und Belohnungen, macht das Sammeln und
Erkunden dennoch Spaß. Und zahlreiche Orte sind dann doch recht spannend zu
bestaunen. Andere Open-World Kollegen zeigten aber hier bereits in der
Vergangenheit, dass man seine Welt mit wesentlich mehr füllen kann.
Was man bei Teil Vier, ebenso wie schon beim Vorgänger
gesondert anführen muss sind die soundtechnischen Qualitäten. Die deutsche Lokalisierung
ist durchweg auf sehr hohem Niveau und der Soundtrack trägt zur tollen Atmosphäre
bei. Einige Songs sind hier schon wie beim Vorgänger einfach grandios gut
ausgewählt und werden passend zur Mission eingespielt. Hier erwarten einen
ähnliche Erlebnisse wie schon mit „Make It Bun Dem“ bei Far Cry 3. Die Palette
reicht hier von drückend über urkomisch bis hin zu richtig emotional und
einzigartig. Große Klasse Ubisoft!
Fazit: Far Cry 4 ist eindeutig mehr als ein Far Cry 3.5.
Neben der neuen Spielwelt und all den kleinen Änderungen bietet der Nachfolger
eine spannende Story mit interessanten Charakteren die mehr sind als ein
Abklatsch von Vaas und Co. Meine Befürchtungen wurden schnell zerschlagen und
dank perfekt gewählten Soundtracks und einiger wirklich toll designten
Missionen zählt meiner Meinung auch Far Cry 4 zu den Glanzstücken seines
Genres. Jeder Shooterfan der mal Abstand vom ewigen Militärgeballer eines Call
of Duty’s oder Battlefield’s braucht und eine wirklich fesselnde Story erleben
will, ohne gleich das Genre zu wechseln, sollte hier unbedingt zuschlagen. Im
Umkehrschluss würde ich das Spiel aber auch jedem Genrefremden Spieler ans Herz
legen. Lasst euch auf die Ego-Perspektive ein und werft die Far Cry nicht in
denselben Topf mit den allseits bekannten Shooter-Reihen. Ihr werdet es sicher
nicht bereuen!
-euer Genesis
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