Vampire sind derzeit fast schon wieder out. Doch vor einigen
Jahren erschütterte eine gewisse Filmreihe basierend auf einer Romanreihe
einerseits für Begeisterung, andererseits für Entsetzen. Weichgespülte,
menschlich gemachte Vampire, die so gar nicht zum Fürchten sind. Die Blutsauger
aus Blade, Castlevania und dem originalen Dracula hatten freilich wenig mit den
glitzernden bildschönen Wesen der Twilight Reihe gemeinsam. Trotzdem waren es
auch Vampire. Auch bei Vampire Diaries erwartete ich selbiges, als ich es im TV
ignorierte. Erst bei der vierten oder fünften Folge blieb ich zufällig hängen.
Grund war einig und allein die Stimme des Hauptcharakters Stefan Salvatore –
Tommy Morgenstern, welcher Jahre zuvor meine Kindheit maßgeblich als Son-Goku
geprägt hatte.
Also schaute ich mir eine Folge an und schnell wurde mir
klar, dass es neben übersoften und glitzernden Vampiren und den blutrünstigen
Bestien des Originals noch eine wahnsinnig interessanten Mittelweg gibt. Seit
mittlerweile vier Staffeln verfolge ich die Serie nun und immer wieder findet
sie Wege mich zu begeistern. Doch was macht Vampire Diaries so spannend?
Die Story - der Tiefgang zeigt sich erst später
Die Serie basiert auf einer Romanreihe von L.J. Smith. Bis
auf die Ausgangssituation und den meisten Figuren haben die Bücher und die
TV-Serie jedoch wenig gemeinsam. Mit zunehmender Dauer unterscheiden sie sich
schlussendlich immer mehr und erzählen bald zwei eigenständige Stories. Die
Geschichte selbst beginnt so vorhersehbar und unspektakulär wie eine typische
Lovestory. Bei einem Autounfall stürzt das Auto der Familie Gilbert in von
einer Brücke in einen Fluss. Dem Tod hilflos ausgeliefert kämpfen die beiden
Eltern und ihre Tochter Elena um ihr überleben. Plötzlich erscheint ein fremder
Mann und rettet das Mädchen. Später trifft sie ihn in Ihrer Schule wieder und
bald wird klar, dass Stefan anders ist als ihre Mitschüler. Er ist nämlich ein über
hundert Jahre alter Vampir. Doch das ist lediglich der Anfang. Sein Bruder
Damon ist quasi der böse und entdeckt bald selbst eine Leidenschaft für die
schöne Elena. Ha. Werden jetzt manche denken. Das klingt doch verdächtig nach
Dreiecksbeziehung und Twilight! Das stimmt vielleicht auch, doch hinter der
simplen Lovestoy verbirgt sich mehr… viel mehr. Mal ganz davon abgesehen, dass
Elena im Laufe der vier Staffeln wirklich Gründe findet beide zu lieben. Anders
als die mit Gesichtslähmung gesegnete Bella der Twilight Filme.
Nun zwei Vampire die um die Liebe eine Frau kämpfen ist noch
nichts Ungewöhnliches. Als plötzlich eine Frau erscheint die Elenas Ebenbild
sein könnte, wird bereits klar, dass die Hintergrundgeschichte viel komplexer
ist, als zuerst angenommen. Die fremde Frau ist bekannt als Catherine Pierce
oder Katerina Petrova und mehrere hundert Jahre alt. Elena ist ihre
Doppelgängerin und somit zu ihr verbunden. Das ist jedoch noch lange nicht
alles. In Elenas Umfeld erscheinen bald Werwölfe, Hexen und andere Wesen die
allesamt dunkle Pläne schmieden. Das Ausmaß des Übernatürlichen kommt erst nach
und nach zum Vorschein. Zentraler Angelpunkt bleibt dabei Elenas Heimatort
Mystic Falls.
Die Charaktere und Schauspieler - Überzeugend und sympathisch
Auch die Figuren und Schauspieler tragen maßgeblich zur
Qualität der Serie bei. Nehmen wir Elena Gilbert verkörpert von Nina Dobrev. Zu
beginn der Serie ist sie ein zerbrechliches junges Mädchen, welches einfach nur
verliebt in einen gutaussehenden Vampir ist. Im Laufe der Vier Staffeln muss
sie aber viel durchleben… sehr viel. Anders als etwa die scheue Bella, wächst
sie standig an sich selbst und wird bald zu einer eigenen agierenden Person,
welche trotz mangelnder Vampirkräfte zu einigen entscheidenden Handlungen fähig
ist. Nebenbei lässt sie sich außerdem als Vampirjägerin ausbilden. Im Vergleich
zu Kristen Stewart zeigt Nina Dobrev wesentlich mehr von ihrem schauspielerischen
Talent. Das kommt natürlich auch davon, dass sie zwei Rollen spielt und sowohl
gut, als auch böse ist.
Nächster interessanter Charakter ist Stefan Salvatore
gespielt von Paul Wesley (Gefallene Engel). Neben seiner grandiosen
Synchronstimme überflügelt auch er seinen geistigen Bruder Edward (Twilight) in
den meisten Belangen. Das merkt man jedoch erst später. Denn hinter dem
strahlenden gutmütigen Vampir, welcher sich nur von Tierblut ernährt, verbirgt
sich eine dunkle und blutrünstige Vergangenheit und auch er scheint eine
düstere Seite zu haben. Sein Bruder Damon (Ian Somerhalder) hingegen lebt seine
Vampirinstinkte vollkommen aus. Er hat Spaß am Töten, keine Angst vor
irgendjemandem und tut alles um möglichst viel Spaß im Leben zu haben. Später
zeigt auch er eine andere Seite wächst über sich hinaus.
Das waren nur die Brei Hauptprotagonisten. Doch spätestens
ab Staffel Zwei kommen noch dutzende weitere interessante Charaktere und
bemerkenswerte Schauspieler zum Vorschein. Elenas beste Freundin Bonnie entdeckt
Ihre Fähigkeiten als Hexe, ihr Bruder Jeremy hat Kontakt zur Geisterwelt und
wird schlussendlich selbst zum Vampirjäger, der Sohn der Bürgermeisterin wird
zum Werwolf und der neue Geschichtslehrer entpuppt sich als Vampir-mordender
Profi mit Pfählen und Armbrust unter dem Kopfkissen. Ach ja. Und habe ich die
Urvampire erwähnt die über tausend Jahre alt sind? Für Spannung ist also
wirklich gesorgt.
Die Vampire… und andere Wesen - genug Stoff für Konflikte
Die Wesen der Nacht. Zentraler Angelpunkt und titelgebend
für die Serie. Vergleicht man sie mit den Vampiren aus Twilight oder den
originalen wird man einige unterschiede feststellen. Meiner Meinung nach sind
sie aber hervorragend getroffen. Sie sind modern und zeitgemäß und haben eine
menschliche Seite. Jedoch verfügt jeder von ihnen im Inneren auch über eine
blutrünstige Seite. Die Vampire in Vampire Diaries können sich sehr schnell
bewegen und sind grundsätzlich unterblich. Lediglich ein Holzpfahl, das Gift
eines Werwolfes oder das Herausreißen des Herzens(was schon mal öfter vorkommt)
können einen Vampir töten. Eisenkraut verbrennt seine Haut. Er ist zudem
übermenschlich stark und tritt er in die Sonne, verbrennt er innerhalb weniger
Sekunden zu Asche. Zu diesem Zweck tragen die meisten Vampire einen
Tageslichtring, welcher sie davor beschützt. Vampire verfügen zudem über die
Fähigkeit durch ihren Blick menschen zu manipulieren. Um zu überleben brauchen
Vampire Blut. Einige verzichten jedoch auf Menschenblut und laben sich an
Tieren. Trinkt ein Mensch das Blut eines Vampirs, heilen sich dessen Wunden.
Stirbt jener Mensch, während er das Blut noch im Organismus hat, wird er selbst
zum Vampir.
Neben den Vampiren gibt es natürlich auch noch Werwölfe.
Diese verwandeln sich jedoch nur bei Vollmond und unter unsäglichen Qualen. Dabei
verlieren sie die Kontrolle über sich und töten alles und jeden. Auch Hexen und
Hexenmeister kommen in der Serie vor. Sie verfügen über große Macht und können
mit der Geisterwelt kommunizieren. Die letzten im Bund sind die Vampirjäger.
Sie haben sich auf die Jagd nach den todbringenden Kreaturen begeben und sind
meistens gut ausgerüstet.
Später kommen noch weitere Wesen vor, die ich jetzt jedoch
noch nicht nennen möchte.
Der Stil der Serie - modern und zeitgemäß
Visuell hält sich Vampire Diaries eher düster und die
Freigabe ab 16 ist so zu verstehen. Manche Folgen sind schon recht blutig und
heraus gerissene Herzen oder abgetrennte Köpfe kommen häufiger vor. Insgesamt
richtet sich die Serie an ein etwas älteres Publikum als Twilight. Das liegt neben
dem Gewaltgrad aber auch an der sehr viel komplexeren Story und dem offeneren
Zugang zur Sexualität. Ganz Recht während die Glitzervampire da recht züchtig
sind, gibt es in VD mit zunehmender Laufzeit auch mehr Sexszenen. Die sind
jetzt wirklich alles andere als explizit, doch es wird schnell klar, dass mit
dieser Serie keine prüde Gemeinschaft suggeriert werden soll. Menschen haben
Verlangen und Vampire noch stärker. Immer wieder werden auch der Drang der
Instinkte und die Grenze zum Mensch sein thematisiert.
Fazit: Vampire Diaries distanziert sich deutlich von
Twilight. Das wird jedoch erst nach längerem schauen deutlich. Mystery-Fans mit
einem Hang zu einer dramatischen Love-Story ist die Serie klar zu empfehlen. Nicht
nur eine ausgefeilte Hintergrundgeschichte mit vielen handelnden und
interessanten Figuren, sondern auch tolle Schauspieler tragen die Serie. Wer
Vampire mag und sie in einem modernen Gewand sehen möchte ist hier goldrichtig.
Eine meiner derzeitigen Lieblingsserien!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über jeden Kommentar :)