Verblendung / Verdammnis / Vergebung |
Mikael Blomkvist gilt in Schweden als einer der
engagiertesten Aufdeckungsjournalisten in der Wirtschaftsbranche. Doch als er
die Machenschaften des Moguls Hans-Erik Wennerström aufdecken will, unterläuft
dem sonst so bedachten, auch „Kalle Blomkvist“ (Nach Astrid Lindgrens
Kinderbuch Kalle Blomquist) genannt, Reporter ein grober Schnitzer. Es beginnt
ein Gerichtsprozess der jedoch nach hinten los geht. Mangels Beweisen seitens
Blomkvist, leitet Wennerström einen Gegenprozess ein in dessen Verlauf Mikael
zu mehreren Monaten Haft verurteilt wird. Ein herber Schlag für den
Journalisten. Ebenso wie für seine Zeitschrift Millennium, welche ohnehin seit
einiger Zeit über immer weniger Absatz und Einbruch bei den Werbeanzeigen
klagt. Blomkvist steht kurz davor in eine Depression zu fallen. Just in dieser
Zeit erhält er eine mysteriöse Nachricht vom Großindustriellen Henrik Vanger,
seines Zeichens Vorstand des international tätigen Vanger Konzerns. Ohne zu
wissen auf was er sich einlässt, folgt Mikael der kryptischen Nachricht und
verwickelt sich bald schon in eine waschechte Familientragödie, welche weit
über das übliche Maß hinausschießt. Mit neuem Arbeitsgeist gewappnet sitzt
Mikael seine Haftstrafe ab und nimmt sich eine Auszeit bei seiner geliebten
Zeitschrift. Stattdessen fährt er weit in den Norden um das Geheimnis der
Familie Vanger zu ergründen. Im Laufe dieser Ermittlungen gerät er an Lisbeth
Salander, eine mehr als außergewöhnliche junge Frau und obendrein eine Koryphäe
auf dem Gebiet des Computerhackens. Gemeinsam ergründen sie düstere Geheimnisse
und legen im Erstling Verblendung den Grundstein für eine außerordentliche
Krimiserie.
Zentrum der Handlung sind stets dessen Figuren. Larsson
nimmt sich extrem viel Zeit seine Figuren in beinahe belanglosen Situationen
extrem detailliert aus zu arbeiten. Das mag einige vielleicht abschrecken,
ergänzt jedoch die Glaubhaftigkeit seines Werkes. Jede noch so kleine
Nebenfigur bekommt zumindest einen kurzen Abriss seiner Lebensgeschichte und
jede Handlung war für mich vollkommen nachvollziehbar. Besonders Mikael und
allem voran Salander faszinierten mich bis zum letzten Satz. Doch auch Erika
Berger, Kommissar Bublanski, Sonja Modig und viele andere überzeugten durchweg
durch eigene Handlungsstränge und Abwesenheit der Stereotypie. Die Geschichte
selbst beginnt sehr langsam in Fahrt zu kommen. Schafft es jedoch durch kurze Hinweise
immer wieder an Spannung auf zu bauen. Richtig interessant wird Larssons Werk
jedoch erst im zweiten Band der Serie. Auch wenn die zweite Hälfte von
Verblendung grandios geschrieben ist, beginnt der wahre Fall erst mit
Verdammnis und kommt in Vergebung zu seinem Höhepunkt. Dabei beginnt Millennium
als herkömmlicher Schweden-Krimi mit interessanten Figuren. Danach verwaschen
die Genres und wandelt sich vom Cyber- zum Spionagethriller, der an vielen
Punkten fast schon an eine Charakterstudie erinnert. Larsson hat es obendrein tatsächlich
geschafft, mich emotional an Charaktere zu binden, von denen ich das niemals
gedacht hätte. Wirklich grandios!
Fazit: Wer sich vom doch beträchtlichen Umfang von Larssons
Werk nicht abschrecken lässt, den erwartet ein hochspannender Krimi, der zwar
sehr langsam in Fahrt kommt, dafür aber extrem detaillierte Charaktere bereit
hält. Besonders die ungewöhnliche Beziehung zwischen Mikael und Lisbeth weiß
seine Leser zu faszinieren. Leider verstarb der Autor, bevor er seine als
zehnteiliges Gesamtwerk ausgelegt Geschichte zu Ende erzählen konnte. Dennoch
bietet der finale Teil der Trilogie einen runden Abschluss und beinahe alle
offenen Fragen werden beantwortet. Fortgesetzt wird die Geschichte übrigens
durch das kürzlich erschienene Buch „Verschwörung“, geschrieben von David
Lagercrantz im Auftrag von Larsson’s Familie und dessen Aufzeichnungen.
Inwiefern der neueste Ableger die Serie nun würdig fortsetzt bleibt noch offen.
Die ersten paar Kapitel sind aber auf jeden Fall interessant, wenn auch anders.
Die originale Trilogie bekommt von mir jedoch eine klare Leseempfehlung!
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