Montag, 16. März 2015

Mittelerde: Mordors Schatten (PS4)

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Die eigenständige Story spielt Jahre bevor Frodo sich mit seinen Gefährten auf nach Mordor macht. Als Waldläufer Talion erlebt man in den ersten Momenten des Spiels seinen Alltag am schwarzen Tor. Zusammen mit seiner Frau Ioreth und seinem Sohn, dem angehenden Waldläufer Dirhael hält er sich hier vor seiner Vergangenheit versteckt. Ihr Leben verläuft einigermaßen sicher. Bis zum Zeitpunkt als dunkle Gestalten die Festung überfallen. Saurons Elitetruppe, angeführt von der schwarzen Hand attackieren das schwarze Tor und töten Talions Familie vor seinen Augen. Am Ende wird er selbst getötet. Doch ein mysteriöser Elbengeist ergreift Besitz von ihm und bringt ihn zurück ins Leben. Talion sinnt nach Rache und zieht bald eine blutige Spur durch das finstere Land Mordor.

Im Kern spielt sich Mordors Schatten wie eine gute Mischung aus den Batman Arkham Spielen und der Assassin’s Creed Reihe. Nach den ersten Stunden merkt man aber schnell, dass erstere Serie aber den deutlich stärkeren Einfluss hatte. Der Waldläufer klettert zwar ähnlich frei durch die Welt wie Ezio Auditore, doch es fühlt sich dennoch mehr nach dem dunklen Ritter an, wenn Talion in den Schatten über Türme und Ruinen kraxelt. Dabei kann er sich hinter Vorsprüngen und Ecken verstecken, oder auch geduckt seine Feinde austricksen. Noch stärker wird das Arkham Gefühl in den sehr dynamischen Kämpfen. Hier erinnert das Kampfsystem extrem stark an das Freeflow-Kampfsystem der Batman-Spiele. Talion formt seine Schwert-Hiebe zu Kombos und greift zwischen Ihnen mit verschiedenen Waffen und Spezialattacken an. So kann man Feinde betäuben, ausknocken oder hinrichten.

Die Spielwelt selbst ist recht simpel gehalten. Sie besteht aus zwei größeren offenen Gebieten, in denen man wie bei Assassin’s Creed Haupt- und Nebenmissionen annimmt, oder einige Objekte sammelt. Das Interessanteste am gesamten Spiel dürfte neben der super Spielbarkeit, aber definitiv das sogenannte Nemesis-System sein. In ganz Mordor herrschen unter den unzähligen gesichtslosen Uruk-Hai einige Hauptmänner, welche wiederrum von fünf Häuptlingen pro Gebiet kommandiert wird. Diese Feinde sind zuerst nicht bekannt und nur als Silhouette dargestellt. Begegnet man Ihnen in Mordor, erfährt man ihren einzigartigen Namen. Jeder Hauptmann hat zudem einzigartige Stärken und Schwächen. Somit sind bei jedem Feind neue Taktiken verlangt. Und eine gute Strategie ist auch nötig. Spätestens bei den Häuptlingen muss man ohne guten Plan oftmals die Flucht ergreifen. Und das wirkt sich wiederum aufs Spiel aus! Die Feinde merken sich Talions Flucht und verhöhnen ihn beim nächsten aufeinander treffen. Töten wir eine Leibgarde des Häuptlings, verlangt dieser nach Rache. Wird Talion selbst getötet, so steigt die Macht des Hauptmannes an und er steigt eventuell sogar in der Hierarchie nach oben. Das ganze System ist relativ einzigartig und ausgeklügelt. Es macht ziemlichen Spaß die Machtkämpfe zwischen den Hauptmännern zu beobachten und sie sogar zu manipulieren. Durch die Fähigkeit „Brandmarken“, mit der man seine Feinde sogar auf seine Seite ziehen kann, gewinnt das Ganze dann noch weiter an Tiefe.

Grafisch gewinnt Mordors Schatten garantiert keine Preise. Und dennoch merkt man Ihm seine Current-Gen Herkunft schon an. Die Charaktere sind gut modelliert, die Effekte wuchtig und die Weitsicht ausreichend. Die Spielwelt selbst ist aber etwas karg und die Texturen sind manchmal arg matschig. Hier zeigen andere Fantasyspiele, dass es definitiv schöner geht! (Dragon Age Inquisition) Dennoch: Mordors Schatten hat mich auch optisch zufrieden gestellt. Die Atmosphäre stimmt und Grafikfehler sind äußerst selten.

Musikalisch driftet Mordors Schatten etwas vom fabelhaften Score von Herr der Ringe ab. Keine märchenhaften Melodien, keine epochalen Orchesterklänge. Meistens werden simple Tracks mit Trommeln oder melancholische Stücke eingesetzt. Damit gewinnt der Titel zwar auch hier keine Preise, überzeugt jedoch trotzdem mit einem insgesamt sehr stimmigen Soundtrack. Die deutsche Synchronisation ist gut gelungen. Lediglich die oft wiederkehrenden selben Orkstimmen nerven auf die Dauer.



Fazit: Herr der Ringe Fans dürfen bei Mordors Schatten bedenkenlos zugreifen. Endlich traut sich jemand das Tolkien-Universum anders an zu fassen und abseits von Bilbo, Frodo und Aragorn eine eigenständige Geschichte zu erzählen. Dass dabei die Geschichte etwas im Hintergrund bleibt, kann man aufgrund des tollen Gameplays und der hervorragenden Spielbarkeit etwas verzeihen. Dennoch wurde hier natürlich einiges an Potential verschenkt. Denn im Endeffekt bleiben die Charaktere durch die Bank ziemlich blass und in der epischen Herr der Ringe Story bekommt Talions Spin-Off Abenteuer höchstens eine Fußnote. Wer auf Schleichen, dynamische Kämpfe und die fast schon dreist kopierte Ubisoft-Formel steht, wird ebenfalls glücklich werden und etwa 25 bis 30 Stunden seine Freude haben.

Abschließend kann ich nur noch sagen, dass Mordors Schatten garantiert das beste Herr der Ringe Spiel seit vielen Jahren sein dürfte. Der Titel hebt sich trotz vieler Anleihen dennoch sehr gut von seinen Vorbildern ab und bietet einige interessante eigene Ideen mit einer etwas zu kurz gekommener Story.
 

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