Mordors Schatten jetzt auf Amazon.de |
Die eigenständige Story spielt Jahre bevor Frodo sich mit
seinen Gefährten auf nach Mordor macht. Als Waldläufer Talion erlebt man in den
ersten Momenten des Spiels seinen Alltag am schwarzen Tor. Zusammen mit seiner
Frau Ioreth und seinem Sohn, dem angehenden Waldläufer Dirhael hält er sich
hier vor seiner Vergangenheit versteckt. Ihr Leben verläuft einigermaßen
sicher. Bis zum Zeitpunkt als dunkle Gestalten die Festung überfallen. Saurons
Elitetruppe, angeführt von der schwarzen Hand attackieren das schwarze Tor und
töten Talions Familie vor seinen Augen. Am Ende wird er selbst getötet. Doch
ein mysteriöser Elbengeist ergreift Besitz von ihm und bringt ihn zurück ins
Leben. Talion sinnt nach Rache und zieht bald eine blutige Spur durch das
finstere Land Mordor.
Im Kern spielt sich Mordors Schatten wie eine gute Mischung
aus den Batman Arkham Spielen und der Assassin’s Creed Reihe. Nach den ersten
Stunden merkt man aber schnell, dass erstere Serie aber den deutlich stärkeren
Einfluss hatte. Der Waldläufer klettert zwar ähnlich frei durch die Welt wie
Ezio Auditore, doch es fühlt sich dennoch mehr nach dem dunklen Ritter an, wenn
Talion in den Schatten über Türme und Ruinen kraxelt. Dabei kann er sich hinter
Vorsprüngen und Ecken verstecken, oder auch geduckt seine Feinde austricksen. Noch
stärker wird das Arkham Gefühl in den sehr dynamischen Kämpfen. Hier erinnert
das Kampfsystem extrem stark an das Freeflow-Kampfsystem der Batman-Spiele.
Talion formt seine Schwert-Hiebe zu Kombos und greift zwischen Ihnen mit
verschiedenen Waffen und Spezialattacken an. So kann man Feinde betäuben,
ausknocken oder hinrichten.
Die Spielwelt selbst ist recht simpel gehalten. Sie besteht
aus zwei größeren offenen Gebieten, in denen man wie bei Assassin’s Creed
Haupt- und Nebenmissionen annimmt, oder einige Objekte sammelt. Das
Interessanteste am gesamten Spiel dürfte neben der super Spielbarkeit, aber
definitiv das sogenannte Nemesis-System sein. In ganz Mordor herrschen unter
den unzähligen gesichtslosen Uruk-Hai einige Hauptmänner, welche wiederrum von
fünf Häuptlingen pro Gebiet kommandiert wird. Diese Feinde sind zuerst nicht
bekannt und nur als Silhouette dargestellt. Begegnet man Ihnen in Mordor,
erfährt man ihren einzigartigen Namen. Jeder Hauptmann hat zudem einzigartige
Stärken und Schwächen. Somit sind bei jedem Feind neue Taktiken verlangt. Und
eine gute Strategie ist auch nötig. Spätestens bei den Häuptlingen muss man
ohne guten Plan oftmals die Flucht ergreifen. Und das wirkt sich wiederum aufs
Spiel aus! Die Feinde merken sich Talions Flucht und verhöhnen ihn beim
nächsten aufeinander treffen. Töten wir eine Leibgarde des Häuptlings, verlangt
dieser nach Rache. Wird Talion selbst getötet, so steigt die Macht des
Hauptmannes an und er steigt eventuell sogar in der Hierarchie nach oben. Das
ganze System ist relativ einzigartig und ausgeklügelt. Es macht ziemlichen Spaß
die Machtkämpfe zwischen den Hauptmännern zu beobachten und sie sogar zu
manipulieren. Durch die Fähigkeit „Brandmarken“, mit der man seine Feinde sogar
auf seine Seite ziehen kann, gewinnt das Ganze dann noch weiter an Tiefe.
Grafisch gewinnt Mordors Schatten garantiert keine Preise.
Und dennoch merkt man Ihm seine Current-Gen Herkunft schon an. Die Charaktere
sind gut modelliert, die Effekte wuchtig und die Weitsicht ausreichend. Die
Spielwelt selbst ist aber etwas karg und die Texturen sind manchmal arg
matschig. Hier zeigen andere Fantasyspiele, dass es definitiv schöner geht!
(Dragon Age Inquisition) Dennoch: Mordors Schatten hat mich auch optisch zufrieden
gestellt. Die Atmosphäre stimmt und Grafikfehler sind äußerst selten.
Musikalisch driftet Mordors Schatten etwas vom fabelhaften
Score von Herr der Ringe ab. Keine märchenhaften Melodien, keine epochalen
Orchesterklänge. Meistens werden simple Tracks mit Trommeln oder melancholische Stücke
eingesetzt. Damit gewinnt der Titel zwar auch hier keine Preise, überzeugt
jedoch trotzdem mit einem insgesamt sehr stimmigen Soundtrack. Die deutsche
Synchronisation ist gut gelungen. Lediglich die oft wiederkehrenden selben
Orkstimmen nerven auf die Dauer.
Fazit: Herr der Ringe Fans dürfen bei Mordors Schatten
bedenkenlos zugreifen. Endlich traut sich jemand das Tolkien-Universum anders
an zu fassen und abseits von Bilbo, Frodo und Aragorn eine eigenständige
Geschichte zu erzählen. Dass dabei die Geschichte etwas im Hintergrund bleibt,
kann man aufgrund des tollen Gameplays und der hervorragenden Spielbarkeit
etwas verzeihen. Dennoch wurde hier natürlich einiges an Potential verschenkt.
Denn im Endeffekt bleiben die Charaktere durch die Bank ziemlich blass und in
der epischen Herr der Ringe Story bekommt Talions Spin-Off Abenteuer höchstens
eine Fußnote. Wer auf Schleichen, dynamische Kämpfe und die fast schon dreist
kopierte Ubisoft-Formel steht, wird ebenfalls glücklich werden und etwa 25 bis
30 Stunden seine Freude haben.
Abschließend kann ich nur noch sagen, dass Mordors Schatten
garantiert das beste Herr der Ringe Spiel seit vielen Jahren sein dürfte. Der
Titel hebt sich trotz vieler Anleihen dennoch sehr gut von seinen Vorbildern ab
und bietet einige interessante eigene Ideen mit einer etwas zu kurz gekommener
Story.
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